Darf ich das?
Du darfst das nicht machen. Du darfst das nicht essen. Du darfst das nicht anziehen. Du darfst nicht so auf die Straße gehen. Du darfst nicht so viel trinken. Du darfst nicht kiffen. Du darfst nicht traurig sein. Du darfst nicht lachen. Du darfst nicht…
Wieso eigentlich?
Wir alle wurden mit Geboten und Verboten erzogen, in der Kindheit und Pubertät mit solchen geformt. Was vielleicht in früheren Jahren von Vorteil gewesen sein könnte, ist heute zum größten Teil ein erhebliches Hindernis auf dem persönlichen Weg zu uns selbst, zu unserem einzigartigen Glück. Die ständige Selbstkontrolle, die besonders sichtbar bei den besten und ambitioniertesten von uns ist, entwickelt sich mit der Zeit zu bleiernen Schuhen, verlangsamt das Vorwärtskommen und bringt uns nicht selten sogar zum Stehenbleiben. Wir fangen an, unser innerstes Wesen zu leugnen. Wir verstellen uns, um den Erwartungen der Gesellschaft, Familie und Bekanntenkreis gerecht zu werden. Wir verzichten auf unsere Wünsche und Träume, dimmen unser eigenes inneres Licht, um die anderen nicht zu überstrahlen. Schließlich sollen auch die Schwachen leuchten dürfen, auch wenn das nur ein kleines Fünkchen ist. Nobel, so rücksichtsvoll zu sein; man wirkt nicht so egoistisch, wenn man sich zurücknimmt. Das Ergebnis ist, dass wir alle im Dunkeln sitzen, weil sich niemand traut zu leuchten.
Es scheint so, als ob es kein Entkommen gibt, und dass man in diesem selbst auferlegten Gefängnis verharren muss. Letztendlich versucht eine schwache Gesellschaft, alle Stärkeren aus ihrer Mitte zu verbannen.
Die Erfahrung, ausgeschlossen zu sein, außerhalb einer Gruppe zu stehen, wurde wahrscheinlich irgendwann allen Kindern zuteil. Das prägt sehr stark; es fällt einem sehr schwer sich daran zu gewöhnen. Ein Außenseiter zu sein, will niemand. Man versucht, es zu vermeiden, und ist bereit, fast alles zu akzeptieren, um sich nicht „gegen“ die Gemeinschaft zu stellen.
Einen Ausbruch aus dieser Miesere zu unternehmen, ist durch die erlittene Konditionierung von Anfang an zum Scheitern verurteilt, das glauben wir.
Gleichzeitig verwehrt man mir, dir, uns die Möglichkeit, weiter zu wachsen, und die nur uns zur Verfügung stehenden Fähigkeiten weiterzuentwickeln. Es ist auch schlecht angesehen, aus unseren Fehlern zu lernen und die Konsequenzen unserer Handlungen zu ertragen. Es könnte sein, dass wir auch dabei an Stärke gewinnen.
Sich selbst zu testen: wie weit kann ich mit eigener Kraft schaffen? Ist ebenso unerwünscht, es stärkt das Selbstvertrauen. Und wenn man doch alle Verbote ignoriert und doch sein Ding startet, kommt die Superwaffe zum Einsatz: „Du schaffst das eh nicht.“
Doch, mit Leichtigkeit und Freude schaffe ich das.
Diese Verbote, die nichts anderes sind als eine Art Krücke, Gehhilfe für einen Lahmen, basieren auf der Arroganz der Erzieher, Lehrer und Politiker, die meinen, besser zu wissen, was für uns persönlich gut ist. Diese Menschen projizieren ihre eigenen Grenzen auf die anderen. Sie haben Angst, dass ihre Unzulänglichkeiten, ihre Dummheit erkannt werden. Aber der Kaiser ist trotz aller Verbote nackt.
Manchmal denke ich mir, dass wir alle Bewohner einer großen Farm sind und mit Hilfe von Moral, Glauben, Vor- und Nachteilen gezüchtet werden. Die Bequemlichkeit macht uns so leicht steuerbar, kontrollierbar. Dabei lebt die „Farm“ nur von MITMACHEN. Ohne Mitarbeit gibt es keine Versklavung. Nur wenn du die Spielregeln annimmst, haben die eine Wirkung auf dich.
Wie wäre es Mal zur Abwechslung zu sagen: Nein, ich mache das anders. Mal den bequemen Sessel zu verlassen und im Regen spazieren zu gehen. Vielleicht, statt mit dem Auto mal mit dem Fahrrad zur Arbeit zu fahren, oder gleich ein Rebell sein und blau zu machen?
Es gibt unzählige Beispiele, dass dies der richtige Weg ist, um etwas Neues zu erreichen, was uns vielleicht glücklich macht und uns weiterbringt.
Ein leicht verständliches Beispiel hier ist, das Wandern. Hätten wir damals, als wir noch in Afrika wohnten, uns von der Savanne nicht bewegt, könnten wir heute nicht in Europa zum Imbiss gehen, um Burgers zu essen. Weit geholt? Doch so ist es. Dass du diese Zeilen liest, ist nur einem Wesen zu verdanken, der sich die Frage gestellt hat, was ist hinter dem Berg? Allen Verboten und der Vorsicht trotzend, hat er/sie etwas Neues ausprobiert und schaute hinter den Kamm.
Vielleicht sollen wir uns öfter zum „neugierigen Primaten“ machen, um weiterzukommen, um unseren Selbstwillen? Vielleicht ist das einfach nur ein kleiner Schritt über das altbekannte „Nein“, um wieder schöne, schmücke Häuser oder fliegende Autos zu bauen und Energie aus dem „Nichts“ zu beziehen? Vielleicht ist es doch möglich, eine ganz andere Realität zu erschaffen als die, die wir schon so gut kennen. Die Realität, in der wir leben, macht uns doch krank und freudlos. Vielleicht glauben wir nur, dass unser jetziges Leben leichter ist als das Leben mit der Natur und uns selbst im Einklang? In der Komfortzone ist es schön, warm und bequem, aber hier wächst nichts Neues und das Alte verrottet.
Die ganz großen Schritte verlangen Unmengen an Energie und Mut, um sie umzusetzen. Aber wir können klein anfangen. Wie wäre es mit einem kleinen Lächeln für einen Unbekannten, oder mal Kaffee mit Zucker statt ohne zu trinken, oder statt Kaffee eine Tasse Kräutertee? Lass uns einen Versuch starten und jeden Tag eine kleine „NEUE“ Sache zu machen. Etwas, was dir vollkommen fremd ist, ausprobieren. Wenn viele Menschen es machen, entsteht dadurch eine völlig neue Realität, es verändert sich die ganze Einstellung zum Leben und mit ihr stellt sich ein ganz neues Lebensgefühl.
Plötzlich merkst du, dass du Flügel hast und der ganze Himmel ist auch für dich offen. Was uns im schlimmsten Fall hier passieren könnte, ist, dass wir feststellen, dass die Summe der einzelnen Taten und Veränderungen wesentlich mehr an den Tag bringt, als wir jemals gehofft haben. Bereits eine Kleinigkeit kann Altgewohntes auf den Kopf stellen. Und plötzlich ist mehr möglich, als man jemals für wahr gehalten hat.
Weißt du eigentlich, dass bereits ein einfaches Kleidungsstück deine Wahrnehmung der Welt verändern kann? Statt der Einheitsuniformen in Schmutzfarben zu tragen, können wir der herbstlichen Natur gleich machen und Color in den Alltag bringen. Gehen wir einfach mit mehr Mut an das Leben. Einer wird bestimmt den Kopf schütteln, das lässt sich nicht vermeiden. Aber für einen anderen wirst DU eine große Inspiration. Sei wieder neugierig und offen wie in den Kindertagen. Es liegt an dir.
Reisender57
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